
Auch in unserer, von unglaublichen technischen Neuerungen und der teilweise vollständigen Infragestellung überkommener Werte geprägten Zeit, in der die Möglichkeiten und die Vielfalt der musikalischen Wege (Extremdefinition: "Jedes Geräusch ist Musik") scheinbar grenzenlos sind, steht der Komponist vor der gleichen Herausforderung wie jeder Musikschöpfer zu jeder Zeit: aus den bestehenden Möglichkeiten eine eigene Sprache zu entwickeln. Wem das gelingt, der ist ein Komponist im besten handwerklichen Sinn.
Aber erst dann, wenn in der Musik tieferliegende seelische Schichten, d.h. zeitunabhängige menschliche Dimensionen ausgedrückt sind, haben wir es mit einem großen Meister zu tun, dessen Musik sich auf Dauer halten kann.
Gustav Mahler hat einmal gesagt: "Musik ist das, was nicht in den Noten steht!" Damit bezeichnet er exakt den hohen Anspruch, der an den ausübenden Musiker gestellt wird: das in Noten nur formal festgehaltene musikalische Geschehen im Moment zum Leben zu erwecken. Darum geht es und das ist der Grund, warum ein Mensch ein Konzert besucht. Sein Wunsch ist es, durch die Lebendigkeit der Musik seine eigene Lebendigkeit wahrzunehmen.